Werdegang eines Bildes

Werdegang eines Bildes Teil 1

 

Vor einiger Zeit trat jemand mit der Bitte an mich heran, als Weihnachtsgeschenk für seine Partnerin ein Bild mit zwei Fjell-Rindern zu malen.  Als Vorlage schickte er mir ein Foto der Tiere, die auf einer Wiese vor unbelaubten Bäumen standen. Das Foto war kraftlos, weil die Landschaft kahl und nichtssagend war; die Tiere gefielen mir aber sofort, deshalb nahm ich den Auftrag an.

Ich entschloss mich, die Tiere vor einen satt belaubten Waldrand zu stellen und auf den Betrachter herabblicken zu lassen. Räumliche Tiefe hätte den Blick zu sehr von den Tieren abgelenkt, deshalb verwarf ich meine anfängliche Idee, die Rinder vor einer weitläufigen Heidelandschaft abzubilden.  

Ich untermale solch komplizierte Motive gerne monochrom mit stark verdünnter Farbe (hier: Umbra mit etwas Ultramarin und viel Terpentin). Wenn die Komposition nicht stimmt, kann man in diesem Stadium noch leicht korrigieren. Hier galt es vor allem, die Beine der Tiere richtig zu sortieren und den idealen Lichteinfall zu bestimmen. Ich entschloss mich, die Tiere von links zu beleuchten.

 

Werdegang eines Bildes Teil 2

 

Im nächsten Schritt malte ich den Hintergrund, einen dichten Wald, der- natürlich ebenfalls von links beleuchtet, genügend abgeschattete Bereiche bot, um die hellen Partien der Tiere später   zum Leuchten zu bringen. Den Himmel hielt ich bewusst strukturlos.

Werdegang eines Bildes Teil 3

 

Jetzt kamen die Kühe dran. Eine Sauarbeit, aber Spass hat es doch gemacht, die vielen Grautöne des Felles einigermaßen unter Kontrolle zu kriegen. Die Versuchung, die abgeschatteten Weißanteile des Felles zu dunkel zu malen, war groß, aber auf dem Bild ist es taghell; die vor der Sonne verborgenen Partien werden vom Himmel immer noch hell beleuchtet, auch reflektiert das frische Gras Licht vom Boden auf die Bäuche. Ein faszinierendes Zusammenspiel von Licht und Schatten.

Die schwarzen Anteile des Felles habe ich nicht mit Schwarz, sondern mit einer Mischung aus Preußischblau und gebrannter Umbra gemalt, so dass die Übergänge am Rücken der Mutterkuh bläulich schillern; hier reflektiert das seidenmatte Fell ein wenig das Blau des Himmels.

Den Abschluss bildete die Gestaltung des Vordergrundes. Um doch eine gewisse räumliche Tiefe zu schaffen, habe ich den Vordergrund in einem deutlich wärmeren Grünton gestaltet, als die Bäume im Hintergrund.

 

Als das Bild fertig war, hängte ich es bei uns zu Hause zehn Tage lang  im Wohnzimmer auf, bis es trocken war.

Fast war ich ein wenig traurig, als ich das Bild an den Käufer verschickt hatte und mich die Kühe nicht mehr schon frühmorgens von oben herab anglotzten...

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Kommentare: 1
  • #1

    Diane (Sonntag, 19 Mai 2013 17:23)

    Jette und Maja finde ich einfach spitze!