Rahmen-Recycling

Weiß (seidenmatt) lackierter Gründerzeitrahmen mit 2014er Bodenseebild
Weiß (seidenmatt) lackierter Gründerzeitrahmen mit 2014er Bodenseebild
Recycling-Rahmen mit untermaltem Bild, zweimal lackiert
Recycling-Rahmen mit untermaltem Bild, zweimal lackiert

Neulich bat mich ein freundlicher Mensch, ein Landschaftsbild mit bestimmtem Inhalt zu malen. Näheres kann ich derzeit nicht berichten und schon gar nicht abbilden, denn das Bild soll eine Überraschung für eine  dem Auftraggeber nahestehende Person sein. Ich schreibe dies bewusst hölzern- nebulös, damit der Empfänger nicht möglicherweise vorausahnt, dass es sein Geschenk sein könnte.

Dies nur zur Erklärung, warum ich derzeit keine Bilder vorzuzeigen habe.

 

Was ich bei dieser Gelegenheit aber gerne tun möchte: eine Lanze für alte Bilderrahmen brechen. Das "Geheimprojekt" soll nämlich gerahmt werden.

 

Zur Zeit unserer Großväter mussten Bilderrahmen möglichst dunkel sein, schwer wirken und ornamentiert sein. "Eiche brutal" wurde man heute sagen, meist dunkel gebeizte Hartholzrahmen wurden da hergestellt. Das Ganze nahm seinen Anfang in der Gründerzeit, als es plötzlich möglich war, Kehlleisten und Rahmenprofile fabrikmäßig und in Massen herzustellen.  Je stärker profiliert, desto besser.

 

Heute kann niemand mehr diese dunklen Rahmen sehen. Sie landen schon seit Jahrzehnten bei Haushaltsauflösungen auf Flohmärkten, bei Trödlern oder enden direkt beim Sperrmüll,

 

In England habe ich kennen gelernt, was aus solchen Rahmen werden kann, wenn man sie weiß lackiert. Dort werden Bilder schon immer eher weiß gerahmt, passend zu den überornamentierten weißen viktorianischen Treppengeländern, den Türen und Fensterrahmen und den plüschigen Polstermöbeln.

 

Das Weiß nimmt dem Rahmen die Düsternis und gibt den Profilen eine zeitlose Eleganz. Es gibt praktisch kein Bild, das in einem weißen Rahmen nicht gut aussieht.

 

Deshalb greife ich immer zu, wenn ich irgendwo einen alten Rahmen finde, egal ob auf dem Sperrmüll oder auf Flohmärkten.

Wenn die Verleimungen noch intakt sind, lasse ich die Rahmenschenkel verleimt und schleife den Rahmen so wie er ist ab. Danach spachtele ich Beulen und Macken, schließlich wird das Holz mehrmals lackiert. Der Rahmen bekommt einen Aufhänger und kann nun ein Bild aufnehmen, das ich auf eine genau passende Leinwand gemalt habe.

 

Wenn die Eckverbindungen klaffen, breche ich den Rahmen auf, entferne den alten Leim und verleime den Rahmen neu. Selten säge ich neue Gehrungen an, diesen Aufwand betreibe ich aber nur für den Eigenbedarf.

 

Auf dem Foto sehen Sie eine Ecke des untermalten Geheimprojektes samt dem von Auftraggeber gewünschten, bereits lackierten Bilderrahmen. Sobald das Bild ausgeliefert ist, werde ich selbstverständlich ein Foto des gerahmten Bildes einstellen.

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